Transsexualität & Transidentität
Transsexualität & Transidentität
* wichtige Anmerkung und Empfehlung zum Sprachgebrauch: Wenn ich von den "Betroffenen" spreche, die traditionell Transsexuelle, Transidenten, Transgenders usw. genannt werden, verwende ich einfach den Ausdruck Transmenschen aus folgenden Grnden: Auch und gerade bei diesem Thema sollte der Mensch an sich im Vordergrund stehen. Es gibt verschiedene Trans-Aspekte sogar bis hin zu Transzendenz, zumal Transmenschen in so genannten "primitiven", schamanistisch orientierten Kulturen (z.B. in Mexiko, Thailand, Indien, Tonga) einen besonderen geistigen Status als two-spirited people haben bzw. hatten. Auerdem ist fr Transmenschen oft unklar, aus welcher Sicht ihre Geschlechtszugehrigkeit berhaupt zu betrachten ist, so dass die Begriffe Transfrau und Transmann verwirrend sind. Letztlich gibt es auch Leute, die im "dritten (androgynen) Geschlecht" zu Hause sind und sich wohl fhlen, wenn sie die ganze Bandbreite zwischen mnnlich und weiblich ausloten drfen.
Inhaltsbersicht: Grundlage: Topologie von geschlechtsbezogener Identitt & Prsentation Kriterien zur Erkennung von eigener Transsexualitt bzw. Transidentitt Aspekte und Grundbegriffe Problematiken diagnostische und therapeutische Knacknsse Kleidung und Erscheinungsbild Update Vorurteile gegenber Transmenschen neu Emanzipation gegenber sexistischen Klischees mgliche psychotherapeutische Lern- und Entwicklungsziele fr Transmenschen Update Aspekte bezglich Geschlechtsumwandlung weitere relevante Scribd-Texte verwendete und weiterfhrende Medien Anhang: Ausgewhlte Texte zum Thema Mnnlichkeit aus: Regula Venske: Das Verschwinden des Mannes in der weiblichen Schreibmaschine aus: Wolfgang Rath: Not am Mann Zum Bild des Mannes im deutschen Gegenwartsroman aus: Andrea Gysling: Der grenzenlose Mann Wahre und fragwrdige Mnnlichkeit aus: Jula Bge: Ich bin (k)ein Mann ...
Bitte vor der weiteren Lektre der folgenden Kapitel zuerst diesen Text lesen!
Generell also auch beim Thema Transsexualitt / Transidentitt ist es wichtig, zu unterscheiden, was in bestimmten Zusammenhngen steht und was man separat betrachten und behandeln muss. Ansonsten besteht die groe Gefahr, dass smtliche Probleme an einem Thema fest gemacht werden ("Die schauen mich alle nur deshalb so komisch an, weil ich trans bin"), whrend man in Wirklichkeit regelmig auf die Mitmenschen z.B. als "Type" oder im schlimmeren Fall als "Luder" wirkt woran brigens eine Geschlechtsumwandlung und ein Stilwandel in der Regel nicht sonderlich viel ndert. Mimik und Gestik drfen auf keinen Fall unterschtzt werden, wenn es um die Auenwirkung geht! Weder bertreibung noch Untertreibung kommt gut an. Der abschlieende Satz im Text ber geschlechtsbezogene Topologie bedarf bezglich Transsexualitt & Transidentitt folgender Ergnzung: Wenn bereits 'normale' Mnner und 'normale' Frauen mit der Frage konfrontiert sind, welche Bandbreite an geschlechtsbezogenen Erscheinungsformen sie sich erlauben, in welchem Bereich sie sich bevorzugt bewegen und womit sie lieber nicht in Verbindung gebracht werden mchten, so trifft dies leider erst recht auf Transmenschen zu.
Geschlechtsrolle: an Geschlechtsmerkmalen orientierte Rolle wie z.B. Hausfrau, Mutter, KfzMechaniker, Manager, Geschftsfhrer, Sekretrin, etc. Hierbei muss man Rollenbernahme (role taking, eher fremdbestimmt) von eigener Rollengestaltung (role making, selbstbestimmt) unterscheiden. Eine "Geschlechtsrolle" muss also nicht auf sexistischen Klischees basieren. Die Rollen der "Lebensbhne" sind prinzipiell wie im Schauspiel berhaupt nichts festgefgtes, sondern im hohen Ma ausfllungsbedrftig, also von der individuellen Kreativitt abhngig. Allerdings hngt der Erfolg dabei auch davon ab, mit wie viel Humor und Schlagfertigkeit man die Sinnhaftigkeit der selbst gewhlten Wege gegenber dem relevanten "Publikum" verklickert.
Schauspiel ein psychodynamisches Phnomen, das in seiner Tragweite oft unterschtzt wird:
Der Begriff umfasst 2 Bestandteile: Schauen (Achtsamkeit) und Spielen (Experimentieren). Deren mgliche Gegenstnde ergeben sich in der Regel aus folgenden elementaren Aspekten: Darsteller (individuelle Persnlichkeit), Ort (Situation), Zuschauer ("Publikum", Gegenber), Spielinhalt (Leitmotive, Lebenskonzepte, "Philosophie", Erfahrungen, Ideen). Die Bedeutsamkeit von Schauspiel fr Transmenschen liegt in der expliziten Herausforderung, mit nur geringen Vorlagen seine eigene Rolle auf der Lebensbhne sowie fr die Lebensbhne zu entwerfen und weiter zu entwickeln, ohne sich dabei selber in ein Schema hinein zu pressen.
Mesotes (Aristoteles; = rechtes Ma; nicht mit "Mittelmigkeit" oder mit "Standard" verwechseln!) :
extreme Merkmalsausprgungen (Krperformen, Farben, Gerche, ...) wirken abschreckend; ausgewogene Merkmalsausprgungen wirken harmonisch und somit Vertrauen erweckend; gleiches gilt natrlich fr smtliche geschlechtsbezogenen Merkmalsausprgungen wie etwa Hftbreite, Brustgre, Armlnge, Krpergre, Relationen zwischen einzelnen Krperteilen. Im Kontext von Geschlechtlichkeit allgemein ist jedes platte "Je mehr, desto besser" verfehlt, sondern es gilt: "Jedes berma an Mnnlichkeit bzw. Weiblichkeit ist kontraproduktiv"!
primre Transsexualitt: in der Kindheit beginnende und stabil bleibende Verlaufsform sekundre Transsexualitt: manifestiert sich erst im spteren Leben, wobei die Verzgerung hufig durch gegenteilige berzeugungsversuche von diversen Seiten bedingt ist (z.B. "Guck doch mal, man kann im Leben nicht alles haben"; "Als Frau hat man ja auch einige Nachteile"; "Betrachte das doch mal einfach ganz realistisch"; "Das ist bestimmt nur so eine kleine Krise"). zustzlich kann die Entwicklung der geschlechtsbezogenen Identitt durch existenziellere Probleme berlagert oder durch widersprchliche (bzw. scheinbar widersprchliche) Tendenzen in der eigenen Persnlichkeitsstruktur verschleiert sein.
Transidentitt: der eher emotional-mentale Aspekt, das Lebensgefhl als Transmensch Passing: weites Spektrum von weiblichen, mnnlichen und androgynen Stilelementen;
spielerischer Umgang mit einzelnen Elementen in der jeweils angemessenen Dosierung
Sichtweisen von Devianz (= abweichendes Verhalten) berhaupt und damit vom Evolutionsfaktor Variation (Charles Darwin): biologische Veranlagung, emanzipatorische Notwendigkeit, kulturelle Bereicherung, Krankhaftigkeit, Sittenverfall, Destabilisierung von Konventionen, ...
Menschenwrde, Selbstwert: sich in erster Linie als Mensch betrachten, sich mglichst nicht Durchlssigkeit von Bezugsgruppen im positiven Fall: gesellschaftliche Integration
im negativen Fall: gesellschaftliche Isolation
Sublimation: Verarbeitung unterdrckter Strebungen, z.B. im Theaterspiel (auch: Comedy), in selbst geschriebenen oder bevorzugten Texten (z.B. Poesie), in der Musik, in Malerei und Bildhauerei, in handwerklichen oder sportlichen Aktivitten, "Ventilsitten" wie z.B. Karneval; Voraussetzung ist, dass es weder um eine Notlsung noch um einen faulen Kompromiss geht. weisen auch wenn sie an sich in gar keinem Zusammenhang mit der Fortpflanzung stehen; patriarchalisch gesteuerte Diskriminierung abweichender geschlechtsbezogener Orientierung. Ablehnung von Sexismus darf keinesfalls als Ablehnung von Sexualitt (und somit von vitaler Lebensenergie) missverstanden werden und auch nicht in Ablehnung von Sexualitt ausarten!
Sexualitt: die klassische Quelle fr vielschichtige Missverstndnisse schlechthin und gleichzeitig der Anlass fr die systematische Besttigung und Verbreitung dieser Missverstndnisse. Im Verstndnis einer ganzheitlichen Spiritualitt bedeutet Sexualitt Lebensenergie, d.h. Libido. Diese Energie wirkt in der Regel erst kontraproduktiv bzw. "negativ", wenn sie unterdrckt wird. In den vielfltigen Mechanismen der kulturellen Unterdrckung sexueller Triebe liegt vielmehr ein Fluch als ein Segen, an den sich die Menschheit selbst im Verlauf der Jahrtausende kaum gewhnen wird, ohne von vielfltigen Zivilisationskrankheiten heimgesucht zu werden. Dabei ist es bereits entscheidend, dass die Zehn Gebote eigentlich "Zehn Verbote" darstellen. Allgemein kann nur ein konstruktiver Umgang mit natrlichen Impulsen sinnvoll sein. Sexualitt als "krperliche Transzendenz" (in Folge von Geschlechtsverkehr und Vermehrung) bildet die materielle Ergnzung bzw. die "Basis" zur Spiritualitt als "geistige Transzendenz" in Folge von individueller Einordnung der eigenen Person und der entsprechenden Mitwelt in kosmische Zusammenhnge bzw. rumlich-zeitlich-sinnlich bergreifende Kontexte ("Welten").
Narzissmus (ursprnglich: Narzissismus): ein unablssiges, ebenso verzweifeltes wie zweifelhaftes Verlangen nach Selbstbesttigung, um wenigstens einen Anschein von "Selbstwert" zu ergattern, indem die Mitwelt abgewertet wird und gleichzeitig diese Abwertung mitsamt den gesellschaftlichen Nebenwirkungen dieser Abwertung als "notwendiges bel zur Selbsterhaltung" umgedeutet und instrumentalisiert wird. Aus der Motivation einer nie oder nur ausnahmsweise erlangten inneren Befriedigung heraus gehorcht der Narzissmus der masochistischen Dynamik. Narzissmus wird oft gerade durch ein soziales Umfeld gefrdert, das Selbstliebe als "asozial" oder sogar als "antisozial" abwertet bzw. in irgendeiner Weise eine doppelte Moral praktiziert. Im Bezug auf allerlei soziale Verhltnismigkeiten muss man prinzipiell bercksichtigen, dass der "kollektive Narzissmus" (= elitres Wir-Bewusstsein = verzerrte bzw. pervertierte Form von Nchstenliebe) ebenso fatal sein kann wie der gemeinhin bekannte "individuelle Narzissmus" (Selbstverliebtheit = verzerrte bzw. pervertierte Form von Selbstliebe).
Selbstwert: sowohl die Grundlage als auch das Ziel von ganzheitlichem "Selbstmanagement".
Hierbei ist die logische Hierarchie zu beachten: Bei der Entwicklung von "Selbstwert" geht es zuerst einmal um den konstruktiven Umgang mit persnlichen Ressourcen (= Selbstfrsorge) als Grundlage fr sozial verantwortliches Handeln (= Selbstdisziplin). Die logische Krnung besteht darin, dass Selbstverwirklichung nur im sozialen Kontext (Nhe, Distanz, Dynamik) einen "wirklichen Sinn" ergibt. Psychoanalyse: konservativ orientierte Disziplin, die Abweichungen von den blichen Normen allzu gerne problematisiert und pathologisiert. Gerade bei Transsexualitt bzw. Transidentitt verfehlt die klassische Psychoanalyse leider vollstndig ihren Zweck, indem sie die Bandbreite geschlechtsbezogener Orientierungen in ihrer "normalen" Sinnhaftigkeit systematisch ignoriert und keinerlei praktische Konsequenzen anbietet, um innere und uere Konflikte nicht nur zu lokalisieren, sondern auch befriedigend zu lsen. Das Gegenkonzept lautet Psychosynthese
Problematiken
Pathologisierung als "gestrte Geschlechtsidentitt" grundlegend negatives Selbstbild
Lsung: sich an Ressourcen und Chancen orientieren, nicht an Problemen und Risiken!
konflikthafte Orientierung bezglich Partnerschaft und Freundschaft: "Gegenstze ziehen sich an"
extreme oder sogar totalitre Kombinationen (siehe Seite 2) Lsung: berlegen, wie man gengend echte Aufmerksamkeit & Zuwendung bekommen kann! berlegen, wie viel Beziehungskonflikte man im eigenen Leben braucht!
dualistisches Konzept von Sexualitt: "Man kann ENTWEDER mnnlich ODER weiblich sein."
Lsung: das ganze Spektrum der Mischformen erkunden! lernen, androgyne und dysplastische Ausdrucksformen zu unterscheiden!
Diskrepanz von Identifikation mit Bezugsgruppen/ -personen und Zugehrigkeit zu Bezugsgruppen/ -personen ("Was ich krieg, das will ich nicht und was ich will, das krieg ich nicht.") Lsung: eine solide Verhaltenstherapie in Anspruch nehmen! unkritischer Umgang mit Konformittsdruck: Flucht vor stigmatisierenden Einflssen Unterwerfung gegenber aktivistischen und subkulturellen Einflssen (z.B. unter dem Motto "Wer schn sein will, muss leiden") als dem "kleineren bel" Lsung: nicht versuchen sein eigenes Ding zu drehen, sondern selbst Entscheidungen treffen! wird = reaktiv-automatisierte Revanche fr frher erlebte Diskriminierungen (z.B. wenn jemand das uere Erscheinungsbild sprachlos bewundert) auch: schroffe Abweisung von echten Komplimenten, paranoider Beziehungswahn, neurotischer Zickenhabitus Lsung: Verhaltensweisen und Geschlechtszugehrigkeit auseinander halten und eher als zuflliges Aufeinandertreffen betrachten!
sexistische Stereotypisierung von Verhaltensweisen, auch wenn genau dies gerade abgelehnt
Ebenso wichtig wie diese formale Unterscheidung sind folgende Regeln: differenzierte Zuordnung von "Symptomen" zu "Krankheitsbildern", ohne voreilig alles in eine Schublade hinein zu werfen den Sinn einzelner "Symptome" zu erforschen, d.h. nachzuspren, was es ist, womit sich die Seele und der Krper insgesamt am wohlsten fhlt Es gibt nie nur eine einzige Methode, um einen befriedigenden Zustand zu erreichen! Die meisten Angelegenheiten im Leben sind ENTWEDER dringend ODER wichtig. (Das ist brigens eine der ganz wenigen wirklichen Entweder-Oder-Flle im Leben.) Fr wichtige Angelegenheiten sind frhzeitig entsprechende Prioritten zu setzen. Es ist ein Irrtum, dass mit einer Geschlechtsumwandlung smtliche Probleme erledigt sind. Manchmal wird es dann erst recht schwierig. Es braucht vorurteilsfreie Gutachter und weitsichtige, phantasievolle Therapeuten. Gutachter und Therapeuten drfen keineswegs gegeneinander ausgespielt werden und drfen sich auch untereinander nicht in Konkurrenz befinden, sonst sollte man sich besser den ganzen Aufwand ersparen. Zweit- und Drittmeinungen sind absolut in Ordnung, sofern sie der Absicherung dienen und bisher bersehene Aspekte zu Tage frdern. Auch z.B. bei Psychotherapie kann eine mehrgleisige Therapie durchaus Sinn machen, - um die Beschwerden von verschiedenen Seiten in Angriff zu nehmen - um zu lernen, Entscheidungen selber zu treffen und nicht einfach das nchstbeste zu nehmen - um die Therapiedauer zu verkrzen - um Durststrecken (wegen eventueller Unstimmigkeiten) bzw. einen Abbruch zu verhindern - um lngere Unterbrechungen (z.B. durch Urlaubsabwesenheit) zu vermeiden Selbsthilfegruppen bringen nur dann etwas, wenn kein Konformittsdruck herrscht und wenn keine sachlich irrefhrenden Totschlger-Argumente gebracht werden wie "So wie man auch nicht ein bisschen schwanger sein kann, so ist man entweder vollstndig trans oder gar nicht". Der wichtigste Gutachter und der wichtigste Therapeut ist das alltgliche Leben an sich. Das mag vielleicht wie ein schnfrberischer Spruch klingen, ist aber immer noch unbestritten auer in der Perspektive von Leuten, die eben damit regelmig ihre liebe Mhe haben. Immerhin sind die Verhltnisse heute schon durchaus liberaler als etwa noch vor 40 Jahren, als Transmenschen mit dem "freundlichen" Satz begrt wurden "Frher htte man gewusst, was man mit solchen entarteten Gestalten machen muss". Bei allen greren Manahmen ist eine eingehende Beratung erforderlich mitsamt Kostenvoranschlag, auch wenn die Kosten weitgehend von der Krankenkasse bernommen werden. Sehr wichtig sind die Gesamtkosten inklusive Folgekosten, die sich auf den Alltag auswirken. Man sollte fr mindestens 20 Jahre kalkulieren und verschiedene Szenarien in Betracht ziehen.
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Heute wrde man so jemanden als "Paradiesvogel" abtun erst recht, wenn er eine taillierte Jacke mit Grtelband, eng anliegende Hosen, darber elegante Stiefel (40 cm hoher Schaft und 4 cm hohe, deutlich hrbare Abstze) und eine gut gepflegte hftlange Mhne trgt aber nur, wenn diese Person als "Mann" angekndigt in Erscheinung tritt. Wenn man aber nicht ber das Geschlecht informiert ist, dann behandelt man so jemanden als Frau und wundert sich lediglich ber die etwas tiefere Stimme und ber die Geheimratsecken beim Haaransatz was ja beides auch bei Frauen vorkommen kann. Folgende Verfehlungen wirken jedoch ungefhr im gleichen Ma bei Frauen wie bei Mnnern skurril: brllend-extravagante Farben / Formen / Kontraste zwanghaft geknstelte Lssigkeit in Kleidung i.w.S. und Auftreten stndige Selbstbeobachtung, ob nicht irgendwelche Peinlichkeiten sichtbar sein knnten deutliche Widersprche zwischen Kleidung und Auftreten mangelnde Schlichtheit durch zu viel Schnickschnack (v.a. bei Gold und Glitzerbesatz) mangelnde Bercksichtigung krperlicher Besonderheiten (berlngen, berbreiten) mangelnde Bercksichtigung von Witterung und Ambiente (Konzertsaal, Werksgelnde, Strand) Diskrepanz von Bewegungsverhalten und Kleidungstyp bzw. gewhlter Konfektionsgre mangelnde farbliche Abstimmung der Kleidung i.w.S. bezglich Krperfigur und Hauttyp
Unter "Auftreten" sind smtliche Krperhaltungen und Bewegungen einschlielich Mimik gemeint. Unter "Kleidung im weiteren Sinne" wird hier alles verstanden, was die nachfolgende Liste umfasst.
Auch wenn es viele flieende bergnge gibt, lassen sich folgende Kategorien grob unterscheiden:
Fubekleidung:
Beinkleider:
Rumpfbekleidung: T-Shirt, Bluse, Hemd, Hemdkleid, Kleid, Cape, Tunika, Sari, Poncho, Gewand, Robe, Weste, Jacke, Mantel, Frack, Dirndl-Kleid, Leibchen, Overall, Corsage, Top, Pullunder, Pullover, Sakko (Jackett), Kittel, Blouson, Anorak, ...
Kopfbedeckung:
Kopftuch, Kufiya, Turban, Hut, Sombrero, Mtze, Schirmmtze, Kappe, Beanie, Kapuze, Barett, Schleier, Haube, Badekappe, Regenhaube, Sturmhaube, Gugel, Percke, Helm (Fahrradhelm, Skihelm, Reithelm, Motorradhelm), ...
Gurte:
Schmuck:
Hosengrtel, Rockgrtel, Hosentrger, Strapse, Taillengrtel, Schleife, Schrpe, ... Anhnger (z.B. Kette mit Karabinerhaken fr Schlsselbund oder Taschenuhr), Armbanduhr, Halskette, Fibel, Brosche, Nadel, Fingerringe, Ohrringe, Piercings, Schmuck fr Hand- & Fugelenke, Freundschaftsbnder, Stirnband, Diadem, Haarschmuck (Haarspange, Haarreif, Haarkamm, Haarnadel oder Stbchen, Haargummi, Haarband, Haarnetz, Haarklammern, Haarschleife, Federschmuck, Kopftuch oder dnner Schal als Haarband oder zum Einflechten in einen Zopf)
Halstextilien: Brillen:
Halstuch, Schal, Pelz, Krawatte, Halsband (Choker), Fliege, Ltzchen, ... Lesebrille, Sonnenbrille, Schutzbrille (Schwimmen, Skifahren, Motorradfahren), ... Umhngetasche, Handtasche, Rucksack, Handysack, Portemonnaie, Brieftasche, Schirm, Fcher (Wedel), Koffer, Tten, ... Unterhosen, Unterhemd, Nierenwrmer, Korsett, BH, Socken, T-Shirt, ...
Tragware: Unterwsche:
Diese Aufzhlung von Kleidungstypen ist definitiv unvollstndig, wie selbst auch die Wikipedia-Liste. Smtliche Kleidungsstcke auch trachtenmige Kleidungsstcke mssen zuerst einmal vllig geschlechtsneutral betrachtet werden, um nichts vorschnell als "Unmglichkeit" auszuschlieen sowohl fr Frauen als auch fr Mnner. Auerdem lsst sich im Prinzip alles mit allem kombinieren, abhngig davon, ob es in den jeweiligen Kontext passt. Frisur und eventuelles Makeup gelten traditionell als "Hauptsache". Um die Entscheidungsprozeduren zu erleichtern, gibt es ntzliche und kostenlose Programme, die beide Bereiche ausreichend abdecken: http://jkiwi.com/download/ (zum installieren, Java-basiert, die Programmdatei ist im Ordner "bin") www.taaz.com/makeover/virtual-makeover.html (online) http://www.dailymakeover.de (online) Auch hier gilt es, seine gesamte Figur und ihre Aussagekraft im Auge zu haben. Mit anderen Worten: Es bringt nicht sonderlich viel, wenn man sich ein wunderschnes Gesicht zaubert, das aber in einem mehrfachen Widerspruch zur brigen Erscheinung steht. So etwas wirkt je nach Situation befremdend oder im besten Fall einfach nur bedauerlich. Es bringt brigens nichts, einem Model wie z.B. Andrej Pejic nachzueifern und sich dadurch allenfalls unter einen geradezu masochistischen, lhmenden und alle Kreativitt erstickenden Druck zu setzen, durch den man sich systematisch ausbremst und frustriert. Hinsichtlich Makeover insgesamt gibt es prinzipiell zwei verschiedene methodische Anstze, die sich gegenseitig durchaus sinnvoll ergnzen: von Zielzustnden ausgehen, die man nach Mglichkeit erreichen mchte von bisherigen Gegebenheiten ausgehen, die man als Grundlage nutzen kann
Es gibt Marken, die sich in eine androgyne Richtung entwickelt haben bzw. entwickeln, zum Beispiel
www.baur.de/external/baur-de?CategoryName=sh1122059&Name=tamaris
Auer den blichen Einschrnkungen bezglich Krperumfang (siehe das Kapitel "Problematiken") besteht die wesentliche Einschrnkung im Bereich der Schuhgren, der in der Regel bei 42 endet. Das hier ausgewhlte Erscheinungsbild liefert einen berzeugenden Eindruck, dass auch und gerade androgyne Mode folgende Kriterien erfllen kann und sinnvollerweise nicht dagegen verstoen sollte: praktisch: einigermaen robust, mglichst leicht zu reinigen, ...) aktivittsangepasst: Bro, Werkstatt, Sporthalle, Tanzklub, Wanderung, ...) unkompliziert beim Anziehen, Tragen, Ausziehen und Aufbewahren unaufdringlich, so dass man sich damit z.B. auch auf einem Friedhof bewegen kann ungefhrlich: z.B. keine Schuhabstze oder Laschen, mit denen man hngen bleibt ko: konomisch und kologisch vertretbar, soweit Information verfgbar bzw. bekannt ist stilvoll: aufeinander abgestimmt, in vorteiligem Verhltnis zu den eigenen Krperformen ("Hilfskonstruktionen" sind durchaus erlaubt, sollten aber nicht kompliziert sein.) gepflegt: sauber, nicht "gerade aus der Tonne geangelt") witterungsangepasst, aber auch nicht allzu witterungsabhngig flexibel kombinierbar mit anderen Kleidungsstcken, bezglich Farbe und Form (Schnitt) modisch (hip, mit dem Strom, angepasst, klassisch) unkonventionell (auffllig, gegen den Strom, revolutionr)
komfortabel, so dass man sich darin wohl fhlt, und zwar unabhngig vom Erscheinungsbild
Hingegen sind gerade die regelmig und ausfhrlich diskutierten Kriterien absolut untergeordnet:
Wenn es um feminin und maskulin wirkende Komponenten geht, so sollte man stets den Unterschied von androgyn (sowohl feminin als auch maskulin) und dysplastisch (weder feminin noch maskulin) bercksichtigen, obwohl und gerade weil hierbei die Grauzone betrchtlich und facettenreich ist. Das Erscheinungsbild sollte mit bestimmten Einstellungen verbunden sein: Man sollte Kleidung (inklusive Frisur und Makeup) mit einer gewissen "Selbstverstndlichkeit" tragen, also nicht etwa um damit absichtlich aufzufallen nach dem Motto "Hallo! Hier bin ich!". Man sollte darin "unbefangen" sein, also keine Angst vor der eigenen Nacktheit haben. Das uere sollte nicht mehr und nicht weniger als eine schne und angenehme Nebensache sein.
kompliziert
Gem den Regeln zur dialektischen Auflsung scheinbarer Gegenstze handelt es sich aber bei dieser "Ordnung" eher um eine an sich "chaotische Ordnung" mit deutlichem Fassadencharakter, der sich z.B. in allerlei Zivilisationskrankheiten uert, whrend das "ordentliche Chaos" den urtmlichen, urwchsigen Zustand beschreibt, der jedoch durchaus seine innere Ordnung hat. Das kann man bei den so genannten "primitiven" Vlkern erkennen. Die "Spaltung der Wirklichkeit" (vgl. Das Rtsel des Masochismus) wurde immer wieder systematisch produziert, indem z.B. bereits im Altertum Schauspiel, Musik, Poesie und Malerei zwar als feminine Hobbys galten, aber die Ausfhrung dieser Hobbys nur Mnnern zugebilligt und zugetraut wurde. Ebenso eigenartig war im Grunde die sexistisch-ambivalente Vorstellung, dass im Militr nur Mnner dienen sollen. Noch in der Frhzeit der griechischen Antike vertrat man die modern anmutende berzeugung, dass erotische Zuneigung unter den Soldaten den Zusammenhalt in der Mannschaft frdert. Dies aber funktionierte nur so lange, wie soziale Beziehungen nicht als "Privateigentum" galten und somit einen "eigentmlichen" Beigeschmack bekamen. Im Verlauf vom "Fortschritt der Zivilisation", d.h. mit zunehmender Verbrgerlichung (latein. 'civis' = 'Brger' 'civilisatio' = 'Verbrgerlichung') entsteht eben diese Eigentmlichkeit wie im Text Also sprach Zarathustra vom Gelde beschrieben:
Selbstbezug
Selbstwert(gefhl) Selbstfrsorge Selbsterfahrung Selbstachtung Selbstbehauptung Selbstbestimmung
Selbstverwirklichung Eigensinn
Verbrgerlichung bedeutet also gleichzeitig Vermnnlichung. Durch die bernahme von Ehrenmtern und durch grozgige, demonstrative Spenden gibt man sich gerne den Anschein "selbstlos" zu sein, dies aber eher im Sinne der "Fernstenliebe" gem der kreativ-provokativ-kritischen Begrifflichkeit von
FRIEDRICH NIETZSCHE, dessen Kulturkritik weit ber die Gesellschaftskritik von KARL MARX hinaus ging. Wenn man vom mnnlichen Geschlecht spricht, ist in diesem Sinne das "eigentmliche Geschlecht" bzw. das "selbstlose Geschlecht" gemeint. Selbstbezug ist allein schon deshalb feminin, weil Selbstberhrung als feminin gilt wie smtliche "Verlegenheitsgesten" als Ausdruck von Scham: das eigene Handgelenk umgreifen, sich durch das Haar oder ber die Haut streichen, sich ans Kinn, an den Hals, oder an die Nase fassen, die Beine bereinander schlagen, X-Beine beim Sitzen, usw. Auerdem kommt der Selbstbezug im Symbol "O" zum Ausdruck, indem es einen Strich darstellt, der sich selbst berhrt.
[ Textbaustelle! ]
die jeweils aktuellen Bedrfnisse ermitteln und darauf in sinnvoller Weise eingehen
Zuerst darf und soll man sich ruhig um die eigenen Bedrfnisse kmmern, bevor man sich um eine sinnvolle Koordination mit den Anforderungen der Mitwelt bemht. Echte Selbstfrsorge hat nichts mit Egozentrik gemeinsam und Egozentrik beschreitet vllig andere Wege als echte Selbstfrsorge, selbst wenn unter Umstnden das Handeln und das Ergebnis nach auen hin sehr hnlich erscheint.
sich von eigenen und bernommenen Klischees sowie "fixen Ideen" (Zwngen) distanzieren
Eine typische Gefahr ist, dass man in eine "masochistische Dynamik" schlittert, wenn man bestimmte Anteile der eigenen Sexualitt unterdrckt egal ob dies fremdgesteuert oder selbstmotiviert passiert. Zwischen fremd- und selbstgesteuerter Motivation gibt es viele Kombinationen und feine Abstufungen, mit denen sich "Diplomaten" und "Beziehungsneurotiker" bestens auskennen, wenn es z.B. darum geht, sich als unschuldiges "Opfer" von Konformittsdruck und Klischees zu prsentieren, nur weil man vielleicht zu bequem ist, um eigene Entscheidungen zu treffen und diese Entscheidungen durchzuhalten. Eine zentrale Paradoxie liegt hierbei im "Reiz des Unerreichbaren", der zum "Neurotiker-Credo" fhrt: "Was ich will, das hab ich nicht und was ich hab, das will ich nicht." Dessen ungeachtet muss man aber bercksichtigen, dass "dialektische Verschrnkungen" von fremdund selbstgesteuerter Motivation durchaus notwendig und sinnvoll sein knnen, auch wenn deren Wert deutlich davon abhngt, wie bewusst und wie gezielt diese Verschrnkungen angewendet werden, z.B. in Form von "Bestanderhaltungsklauseln" zum Schutz etablierter sozialer Systeme (z.B. Unternehmen, Staat, Familie, Internet Community, Brse) vor den fatalen Konsequenzen missbruchlicher Umtriebe, besonders wenn eine "demokratische Legitimation" oder eine "akute Dringlichkeit" vorgetuscht wird.
kommunikative Sinngehalte (Signale, Symbole, Abbildungen, sprachliche Ausdrcke) flexibel, konstruktiv, selbstwertfrderlich und schlagfertig interpretieren und "bewirtschaften"
Im kommunikativen Kontext ist es entscheidend, ob man sich eher als "Opfer" oder eher als "Tter" betrachtet. Als "Tter" kann man sich nur noch schlecht hinter dem "Konformittsdruck" verstecken, aber dafr darf man dann eben auch den Nutzen einfahren, egal wie dieser erwirtschaftet wurde.
ein einigermaen konsistentes Selbstkonzept aufbauen, und zwar unter Bercksichtigung der drei elementaren Aspekte Orientierung (Nhe), Identitt (Distanz) und Prsentation (Dynamik)
Das lateinische Fremdwort "definieren" bedeutet wrtlich "abgrenzen". Verteidigungs- bzw. Abwehrmechanismen haben durchaus ihren Sinn, wenn sie mit sachgerechtem Augenma praktiziert werden. Es bringt niemandem etwas, wenn man sich durch vermeintlich objektive Realitten verunsichern lsst. Andererseits sollte man eine rein defensive Grundhaltung vermeiden, indem man sich eigenstndig um die Entwicklung seiner persnlichen Lebenswelt kmmert.
ngste und Befrchtungen thematisieren und grndlich auf ihre Berechtigung hin berprfen
ngste verflchtigen sich nicht, indem man darber schweigt. ngste teilen sich meist nonverbal mit, so dass "etwas in der Luft liegt", ebenso wie dies bei Lust und Freude der Fall ist. Natrlich bringt es nichts, Befrchtungen zu dramatisieren, aber man sollte sie eben genauso wenig bagatellisieren. Beim nachfolgenden Schritt der Realittsprfung liefert das englische Wort FEAR eine gute Merkhilfe: FEAR = "false expectations appear real", d.h.: falsche Erwartungen erscheinen als reale Bedrohung.
Solche Ziele sind am besten im konzeptionellen Verbund von Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologie, Gesprchspsychotherapie und systemischer Therapie erreichbar. Folgendes ist dabei in jedem Fall zu beachten: Der eigentliche Therapeut ist das Leben, also der gewhnliche bzw. gewhnungsbedrftige Alltag. Psychotherapie hat lediglich eine Hilfsfunktion, aber keine dauerhafte Ersatzfunktion. Sobald Psychotherapie zur "Krcke" verkommt, bewirkt sie damit mehr Schaden als Nutzen. Die wesentliche Entwicklungsarbeit geschieht auerhalb der psychotherapeutischen Termine, d.h. bei Hausaufgaben, z.B. Tagebuch schreiben, nach neuen Lebensbereichen recherchieren, bestehende soziale Kontakte stabilisieren und sinnvoll gestalten, in ausgewhlten Situationen mit bestimmten Aspekten (Verhaltensweisen, Kleidungsstcken, Themen) experimentieren, ... geht es nicht in erster Linie darum, was der Psychotherapeut will. Aber auch die anfnglichen Zielvorstellungen des Klienten erweisen sich mglicherweise als unrealistisch, einseitig oder kontraindiziert. Im ersten Schritt geht es also darum zu erkunden, was sinnvoll erwartbar ist.
Wie allgemein in jedem therapeutischen oder pdagogischen Verhltnis (Arzt, Coach, Trainer)
Wie gut liee sich die gewnschte Geschlechtsumwandlung durch andere Manahmen (z.B.
http://de.wikipedia.org/wiki/Epigenetik
Wolfgang Rath: Not am Mann Zum Bild des Mannes im deutschen Gegenwartsroman
S.14: "Was den Begriffsstempel 'Identittsproblem' bei Max Frisch, 'Rollenproblematik' bei Martin Walser und 'deutscher Beatroman' bei Hubert Fichte trgt, enthlt gleichzeitig Mnnerbilder. Der Mann und seine Geschlechterproblematik ist immer dabei: als Maschine, die unentwegt produziert, Produkte herstellt, traditionelle Rollenschemata, weiblich deklarierte Versagerrollen, Identittskrisen, Rollenkonflikte, Entindividualisierung, Entmenschlichung, Entfremdung, Suicid, gesellschaftliche Funktionsverluste; und gleichzeitig wird diese Maschine wiederum selbst produziert, ist an andere Maschinen angeschlossen: an Machtmaschinen, Schwchemaschinen, Kopfmaschinen, die Maschinen der geschlossenen Systeme, Liebesmaschinen, Sexmaschinen, Versachlichungsmaschinen, Entmenschlichungsmaschinen und der Kreis schliet sich; es gibt keinen Anfang und kein Ende, kein Kausalittsprinzip.. Es funktioniert nur; so wie Maschinen funktionieren: Einschnitte, Brche, Zerhacktes, jedenfalls nichts Ganzes, keine Einheit, kein geschlossenes System. Es gibt keine Form <wenn . . . dann>, keinen Ursache-Wirkungszusammenhang, nur das Prinzip der Reihung existiert, die Summierung, die Produktion der Produktion, abgehackt hintereinandergesetzt." S.73: "In einer Welt, von der sich Gott abgesetzt und den paradiesischen Garten einheitlicher Beziehungen mitgenommen hat, greift das Individuum auf seiner Suche nach Rollenemanzipation in einen Schrottplatz verwirrender Widersprchlichkeit. Statt in einer Mrchenwirklichkeit eine erlsende Eindeutigkeit zu finden, zeigt sich der Mann als Statist, der objektiver Bestimmungen entbehrt. Das mnnliche Ich reprsentiert sich als Geschichte vom Hasen und vom Igel. In einem Wettlauf mit sich selbst versucht der Mann sein traditionelles Rollenrepertoire hinter sich zu lassen, doch so schnell er auch luft, die Aura MANN erwartet ihn. Ob Start oder Ziel, die Faszination der Mnnlichkeit ist prsent. Der Wunsch nach ihrer berwindung erscheint auch als Ruf nach ihr. So luft er Mann im Kreis und wei um keinen Anfang und kein Ende. Nur an Wiederholungen erinnert er sich. Eine spiralfrmige Bewegung ohne Ende. Ein universelles Ein-Mann-Theater hat das Zentrum des Subjekts besetzt und bestimmt das Feld des dezentrierten Ichs. Der Griff ins klassische Rollenrepertoire ersteht dabei zunehmend klarer als lcherliche Geste. Die mnnliche berlegenheit ist mit der herkmmlichen Form von Autoritt zerschmolzen und zur Komikfigur verkommen. Die Pleite der Mnnlichkeit breitet sich immer deutlicher als Allgemeinplatz aus. Eine Zeit der Umorientierung ist gekommen, in welcher der Mann seine verlorene Aura betrauert und die berreste davon in einen anderen Inhalt evakuieren will. In einem mnnlichen Spiel mit der zerbrochenen Mnnlichkeit rekapituliert er seine Mythen, Trume und Wnsche: In einem rituellen Tanz der Selbsterkenntnis wird die Trauerfeier fr die zaubrige Leiche MANN zelebriert, um zwischen den Zeilen und zwischen den geschlossenen Vorstellungsmustern neue Verbindlichkeiten aufzuspren: im stndigen Vergleich zwischen Erlebnisanspruch und Erlebniswirklichkeit eine richtungsweisende Grauzone auszumachen."
Hoffentlich ist er nicht gestorben, ich liebte ihn so sehr. Und sonst bekommt er einen Platz im Olymp, und wenn im folgenden von Mnnern, die tatschlich lieben knnen, die Rede ist, dann haben sie eine Menge mit ihm gemeinsam. Eigentlich war Ferdinand ein Knstler, seine Wahrnehmung fr das Besondere hoch entwickelt, er war auch ein Genieer und ein Stier mit Identitt. Der ging seinen eigenen Weg. Er weigerte sich, die Erwartungen der anderen zu erfllen, und hrte nur auf sich selbst, auf das, was ihm selber wirklich wichtig war, zum Beispiel Sinnlichkeit, Gelassenheit, Hingabe an das Schne, Leben und Lebenlassen. Der war so durch und durch mnnlich, dass er sich Passivitt tatschlich leisten konnte, es in keinster Weise ntig hatte, sich der Macht, der Herrschaft, dem Sieg, der Kraftmeierei, der Selbstdarstellung verschreiben zu mssen. Der hatte soviel Identitt als Stier, dass er es riskieren konnte, aus dem Rollenklischee des Stiers vollstndig auszubrechen. Blutrnstigkeit, Gefahr, den Zwang, der Strkste zu sein, alles im Griff zu haben, sich keine Ble geben zu drfen, alles unter Kontrolle zu haben, Feindbilder, Heldentum fand er nur albern. Wie ich. Er sa einfach da, inmitten der Blumen, umgeben von Schnheit, ohne darber herrschen zu mssen. Er nahm das Weibliche, respektive sein Symbol, die Blumen, uerst genau wahr. Das war es, was mir als Kind so gut gefiel, dass da einer Zeit hatte und gengend innere Harmonie, um Blumen (Frauen) wahrzunehmen und zu bewundern, statt sie einfach zu Zwecken der Selbsterhhung oder Stabilisierung zu benutzen. Dass einer sich freute, so sehr, dass er sich glatt auf den Boden setzte, weil er so hingerissen war. Da einer staunte und sich innig am Duft (des Weiblichen) ergtzen konnte, statt dauernd zu flchten oder sich mit Allmachtsphantasien zu panzern oder Zerrbilder vom Weiblichen zu entwerfen, um seine neurotische Haut zu retten. Ferdinand war bestimmt ein groartiger Liebhaber, keiner dieser grenzenlosen Stiere, die Weibchen nur benutzen knnen, weil sie so panische Angst haben vor der Hingabe, vor der Preisgabe, vor dem Verzicht auf Machtmuster. In Ferdinand htte man sich hineinkuscheln knnen, Zrtlichkeit htte ihn als Stier von Format nicht erschreckt. Aber wenn ihn der Duft der Blumen berwltigt htte, dann wre er wild wie der Frhlingssturm geworden. Unwiderstehlich wild und stark. Zugegeben, etwas einseitig passiv war er schon, und die Frage drngt sich mir heute auf, ob er sich souvern htte behaupten knnen, wo Not am Stier gewesen wre. Was mir heute an ihm fehlt, ist auch dies, dass er seine Welt nicht gestaltet, sie nur konsumiert, kein Zeichen setzt, sich nicht engagiert. Aber als ich ein Kind war, war das alles sekundr, damals kam ich noch nicht auf die Idee, dass er womglich eine gewaltige neurotische Arbeitsstrung hatte und Angst davor, seinen Vater zu berrunden. Ich kam auch nicht auf die Idee, dass er womglich konfliktunfhig war, im Ernstfall auf seine Weise genauso untauglich und unbrauchbar wie all die anderen Stiere, die in Konflikten nicht standhalten und hflich argumentieren, sondern blo schnaubend und rasend umherrennen und Machtkmpfe inszenieren knnen, weil es ihnen an echtem stierischem Rckgrat fehlt. Damals ahnte ich noch nicht, dass er womglich ein Softie htte sein knnen. Ich sah nur, dass da einer die Kraft hatte, nicht im groen Welttheater mitzuspielen, dass er sich nicht zur Marionette gesellschaftlicher Erwartungen machen lie, dass er sich seinen Lebensinhalt auch nicht von einer ganzen Arena von Menschen diktieren lie, sondern sich selber treu blieb. Und vor allem natrlich sah ich, dass er so hingerissen an den Blumen im Haar all der Schnen roch, Liebe wichtiger fand als Imponiergehabe, Hingabe wichtiger als Macht. Dafr liebte ich Ferdinand, dafr bewunderte ich ihn. Der hatte ja gar keine Angst vor Frauen. Gab's denn das ?! Zur Ehrenrettung der anderen, von mir damals verachteten Stiere sei gesagt, dass Ferdinand natrlich eine Menge Glck gehabt hatte in seiner Jugend, nmlich eine wirklich einfhlsame Mutter, die den Sohn nicht mit ihren eigenen Erwartungen erschlug. Weder missbrauchte sie ihn als Krcke, um sich das eigene Alleinsein zu versen, denn sie lie ihm seinen Raum. Noch missbrauchte sie ihn, um die eigene Lcke in der Selbstachtung aufzufllen, denn sie lie es zu, dass er den blichen Karriereweg der Stiere verschmhte. Es ging ihr wirklich um ihn und um sein Seelenheil, nicht aber um sich und um das eigene Leben. Sie sorgte sich um ihn, weil er so anders war als all die anderen Stiere, aber sie drngte sich ihm nicht auf mit ihrer Sorge. Sie deformierte ihre Sorge nicht zur berfrsorglichkeit, hinter der sich in aller Regel auch nur wieder Besitzansprche und Kontrollwnsche verbergen. Als sie einsah, dass er nicht einsam war auf seiner Wiese, son-dern sein Alleinsein intensiv genieen konnte, da lie sie ihn eben machen. Sie war da, aber nicht zu sehr. Sie hielt sich zur Verfgung, aber sie drngte sich nicht auf. Das Haus seines Selbst wurde von ihr immer respektiert. So wurde das Haus von Ferdinand stattlich und schn. Und er entwickelte Identitt.
Von Ferdinands Vater ist nichts berliefert. Aber da die Mutter eine reife, liebesfhige Mutter war, die ihren Sohn als den, der er war, wirklich wahrnehmen, respektieren und untersttzen konnte, muss davon ausgegangen werden, dass auch der Vater ein reifer Stier war. Gleich und gleich gesellt sich gern, ich habe es bereits gesagt. Eine reife Kuh nimmt nun mal keinen infantilen Stier, das ist ein Naturgesetz. Da sie sich selber genauso achtet wie spter den Sohn, schenkt sie ihr Herz nur einem Stier, der eine Menge von Achtung, Respekt und Einfhlung versteht. Ferdinands Vater war also stark, aber nicht aufgeblht, verlsslich, untersttzend, zrtlich, interessiert, bewundernd und trug das Seine zur seelischen Reife des Sohnes bei, so mssen wir folgern. Ferdinand war als Kalb ein echter Glckspilz gewesen. Drum wurde er zum Traumstier, zum Stier der Stiere. Was ich mit diesem Hinweis auf Ferdinands Jugend sagen will, ist dies: Die Fhigkeit, im Erwachsenenalter wirklich zu lieben, ist etwas, was wir in der Jugend lernen oder auch nicht, je nach Qualitt der bemutternden und bevaternden Umgebung und auch nach Qualitt unserer Anlage. Reife Liebesfhigkeit ist also niemals etwas, womit wir bereits zur Welt kommen. Reife Liebesfhigkeit entwickelt sich unter gengend guten Kindheitsbedingungen oder eben nicht. Glckspilze wie Ferdinand knnen lieben, wenn sie erwachsen sind, weniger Glckliche kaprizieren sich spter auf Machtmuster und Manipulationsmanver im Umgang mit den anderen. Das wren dann die grenzenlosen Stiere, die an Charakterstrungen, Symptomneurosen und Identittsstrungen leiden, die narzisstischen, zwangsneurotischen, identittsdiffundierten, schizoiden und depressiv-masochistischen Stiere, die immer nur eines kennen: Herrschaft oder Unterwerfung.
S. 251 ff.: Zu meinem Leidwesen habe ich keinen Roman- oder Mrchenhelden gefunden, den ich hier als leuchtendes Vorbild anpreisen knnte. Die meisten Helden im Mrchen halten es im Konfliktfall mit der Allmacht nicht anders als der grenzenlose Mann im Alltag. So bleibt mir nichts anderes brig, als eine Liste dessen zu erstellen, was ganze Mnner im Konfliktfall tun und lassen. Beginnen wir an einem beliebigen Zipfel des komplizierten Gewebes reifer Konfliktfhigkeit:
1. Sie hren nicht weg, sie hren zu, selbst wenn es brenzlig wird und jemand ihre Autoritt in Frage stellt. Sie lassen ihn ausreden, sie hren zu, und zwar so, dass sie nachher wiederholen knnen, was tatschlich geuert wurde. Weil das nicht immer einfach ist, wenn ein Gegenber erregt ist, schimpft oder schluchzt, hren sie nicht nur zu, sondern sie stellen sogar noch Fragen, weil sie erfahren mchten, ob sie auch richtig verstanden haben. 2. Angenommen, das, was ihnen da zu Ohren kommt, trifft den Nagel auf den Kopf, dann sind sie Manns genug, zuzugeben, dass da etwas dran sein knnte. Und obwohl sie also sagen: Ich frchte, da hab' ich einen Mist gebaut, sind sie noch immer Mnner und keineswegs kastriert. Fr das Gegenber aber werden sie in diesem Moment zum Supermann, zu einem Menschen, den man achten kann. 3. Angenommen aber, das, was dem ganzen Mann im Konfliktfall zu Ohren kommt, trifft den Nagel aus seiner Sicht gerade nicht auf den Kopf, so macht er keinerlei Sachkonzessionen dem Frieden zuliebe. Er bleibt also dabei, dass man das Heu jetzt nicht auf demselben Dachboden hat. 4. Ungeachtet dieser kleineren oder gravierenden Meinungsverschiedenheiten bleibt er dabei, dass sein Gegenber ein Recht darauf hat, etwas grundstzlich anders zu sehen oder zu erleben als er selbst. Und weil er ihm dieses Recht tatschlich zugesteht, mat er sich auch nicht an, irgendwelche Urteile ber dieses Gegenber zu fllen. Er macht sich also nicht zum Ma aller Dinge, er macht sich blo zum Anwalt seines persnlichen Anliegens in diesem Konflikt. Das heit, er redet von sich, aber nicht von den Unarten des anderen. Weder unterstellt er dem Gegenber unlautere Absichten, noch gibt er ihm Zensuren, noch interpretiert er das Verhalten des anderen, noch schmckt er das Gegenber mit diskreditierenden Etiketten wie bldes Weibsbild, Monstrum, hysterische Kuh. Der ganze Mann ist, wie man sieht, selbst in Konflikten ein ausnehmend hflicher Mann. Dennoch ist er gerade das Gegenteil eines Schwchlings, Anpassers und Softies. Er ist nur einfach wohlerzogen und anderer Ansicht. 5. Statt dem Gegenber angst zu machen, ihm Wunden zuzufgen, es zu entwerten, ihm zu drohen, es in die Knie zu zwingen, argumentiert er. Da er keine Angst vor Konflikten, vor Kontroll- und vor Gesichtsverlust hat, weil er sich auf seine Mnnlichkeit tatschlich verlassen kann, wird er nicht zum Angstbeier. Er ist zwar anderer Meinung, aber er entwertet den anderen nicht. Und er bevormundet ihn auch nicht. Sein Dialog ist bar aller Herrschaftsmanver. Er hat derlei ja nicht ntig.
6. Um die Beziehungsebene nicht zu gefhrden, obwohl da jetzt heftig gestritten wird, lsst er in Konflikten den anderen spren, dass er ihn versteht, obwohl er anderer Meinung ist. So sagt er etwa: Wenn ich mir vorstelle, ich wre du, dann wrde mich das auch nerven, krnken, stren etc. Deine Wut kann ich dir nachfhlen. Nachgeben kann ich in diesem Punkt dennoch nicht, weil ich damit mich selbst verraten wrde. Und dann legt er seine Grnde dar, wieso er jetzt auf einem anderen Dampfer sitzt. Er rechtfertigt sich nicht, er verteidigt sich nicht, er bleibt ganz einfach dabei, dass er ernstzunehmende Grnde hat. Aber niemals entlsst er das Gegenber aus seinem Respekt, seinem Verstndnis und seiner Anteilnahme. 7. Da der ganze Mann tatschlich zuhren kann und imstande ist, sich in ein Gegenber einzufhlen, ohne sich einfach unterbuttern zu lassen, geht ihm beim Streiten ein Licht auf. Er begreift pltzlich, so wie man manchmal Trume begreift: Aha, da liegt der Hase im Pfeffer und sieht sein Gegenber in einem neuen Licht. Da er offen ist fr den anderen, lernt er im Streit etwas ber ihn. Dadurch entsteht mehr an Nhe, an Verbundenheit. Die Beziehung intensiviert sich. 8. Zugleich sorgt der ganze Mann fr Wechselseitigkeit und die Ebene der Gleichheit. Ohne sich anzumaen, im Besitz der allein seligmachenden Wahrheit zu stehen, bringt er dem anderen umgekehrt seine eigene Wahrheit bei. Wenn er stark ist und gut argumentiert, den ndern konsequent vor Herabsetzung und Bevormundung und damit vor jeglichem Machtmanver bewahrt, dann geht auch dem ndern beim Streiten ein Licht auf. 9. Zwei neu Erleuchtete mit verschiedenen Standpunkten, die den Standpunkt des anderen jetzt eher begreifen knnen, stehen einander nun gegenber. Das viele Licht, das ihnen aufgegangen ist, macht sie kompromissbereiter. Kompromisse, die jetzt, nach gehabtem kreativem Streit, ausgehandelt werden, sind keine faulen Kompromisse mehr, sondern Kompromisse, mit denen sich leben lsst. Sind Kompromisse nicht mglich, wird weiter argumentiert, so lange, bis eine akzeptable Lsung gefunden ist. 10. Jetzt trinken sie zusammen ein Bier und sind heilfroh, diesen Konflikt souvern gelst zu haben. Zwar flogen auf der Sachebene die Fetzen, denn es ging um die Wurst, aber die Liebe wurde vom ganzen Mann eben doch nicht geopfert. Halleluja!
ergnzende Anmerkungen zu diesem Text: Die Bezeichnung "grenzenlos" bezieht sich auf solches Verhalten, das in Folge von berdosierung der maskulinen und/ oder femininen Dimension in Richtung Psychopathie geht. Wo hier von "Mnnern" gesprochen wird, ist eigentlich ganz allgemein von Menschen die Rede, d.h. in einer ungewhnlichen Sichtweise der ursprnglichen Gleichsetzung von Mensch = Mann in smtlichen Sprachen der Welt (engl.: man / franzs.: homme / griech.: / chines.: ) insofern als Mnner das Recht und die Pflicht wahrnehmen sollten, sich wie Menschen zu benehmen. Transmenschen drfen also berall, wo "er" steht, getrost "er / sie" lesen. In diesem Sinne geht es in diesem Text um Emanzipation im Sinne von Gleichberechtigung, was zu der Erkenntnis fhrt, dass man auch "auf Augenhhe" wirksam miteinander kmpfen kann, (1) ohne den Kontakt zu sich selbst oder zum Gegenber zu verlieren, (2) ohne sich selbst oder das Gegenber abzuwerten und (3) ohne am Dualismus "entweder Sieg oder Niederlage" zu kleben. Wichtig ist hierbei, dass Emanzipation zwei Seiten hat und keineswegs "reine Frauensache" ist.
Hssliche Kleider
Aschenputtel musste im Mrchen einen grauen Kittel und klobige Holzschuhe tragen, whrend die Schwestern in schnen Kleidern einhergingen. Schne Mdchen- oder Frauenkleider sind fr viele von uns ein unerreichbarer Traum. Wir mssen uns mit grauen Mnnersachen und klobigen Mnnerschuhen arrangieren.
Viele Crossdresser haben davor eine Hllenangst, dass sie verspottet und belchelt werden, wenn sie zu ihren Wnschen stehen. Die Scham, schmutzig" zu sein und nicht fr schne Kleider vorgesehen zu sein, ist eine Begleiterin, die viele von uns haben.
Keine Freunde
Aschenputtel ist einsam, obwohl sie mit verschiedenen Menschen im Haus lebt. Vater, Stiefmutter und Stiefschwestern sind zwar da, doch sie sind keine Ansprechpartner fr Aschenputtel. Die Familie gestand Aschenputtel nicht zu, ein Mdchen zu sein, sie war blo eine Magd. Ebenso wie uns in vielen Familien und Partnerschaften nicht zugestanden wird, zumindest ein wenig Frau zu sein. Wir sind auf die Rolle des Mannes fixiert.
Linsen sortieren
Es geht mir und vielen anderen Crossdressern nicht anders als Aschenputtel. Wenn berhaupt, dann drfen viele Crossdresser erst dann auf den Ball, wenn die Mnnerarbeit getan ist und die Mnnerpflichten erledigt sind und dann noch Zeit brig bleibt.
Letztendlich aber, selbst wenn wir alle unsere Pflichten erledigt haben, drfen wir doch nicht mit. All unsere Anstrengungen, den an uns gerichteten Erwartungen zu gengen, helfen uns nicht. Wir erwerben durch Flei und Gehorsam nicht das Recht unseren inneren Bedrfnissen entsprechend zu leben. Ebenso wenig wie Aschenputtel ihre fixe Linsensortierarbeit hilft. Denn die Stiefmutter sprach: Es hilft dir alles nichts, du kommst nicht mit, denn du hast keine Kleider und kannst nicht tanzen; wir mssten uns deiner schmen." So sieht es leider im Leben vieler Crossdresser aus! Falls wir berhaupt in unserer Familie den Mut aufbringen, zu unseren Wnschen zu stehen und Frau sein mchten, dann werden wir hufig genau das erleben. Unseren Wnschen wird entgegengehalten, dass wir hsslich sind und unsere Wnsche irreal. Du darfst nicht raus! Was sollen denn die Nachbarn sagen? Wir mssten uns fr dich schmen.
Viele Crossdresser wnschen sich, sie htten auch einen solchen Haselnussbaum, denn wie sonst sollten sie an die schnen Frauenkleider und Schuhe kommen, die sie sich wnschen. Fr viele Crossdresser sind die Chancen, schne Kleider zu kriegen, kaum besser als fr Aschenputtel. Das geht manchmal schon beim Geld los, das man dafr haben und an der Familienkasse vorbeilotsen muss. Und damit nicht genug: wann kauft man Kleider und wo? Wie Aschenputtel knnen wir nicht einfach in einen Laden gehen. Gut, ich gebe zu, wir knnten es und ich tue es inzwischen auch. Doch solange ich noch in der Asche hockte, waren schne Kleider unendlich weit weg.
Aschenputtels geliehene Schnheit war nur auf kurze Zeit bemessen. So lebe auch ich als Frau und viele andere ebenfalls. Wenn die Alltagspflichten erledigt sind, dann sind wir Frauen auf bemessene Zeit. Wir mssen am nchsten Tag wieder arbeiten, wir haben Pflichten. Viel zu schnell ist die Zeit als Frau vorbei und die Familie kommt wieder heim und mchte das Aschenputtel, also den Mann wieder so vorfinden, wie er aussehen soll.
So wie Aschenputtel vor dem Prinzen flchtet, so flchten wir Transgender hufig davor, erkannt zu werden. Niemand soll wissen, wer die Prinzessin wirklich ist. Und so rennen und verstecken wir uns wie Aschenputtel, damit niemand in ihr die Ballprinzessin erkennt.
Ahnungslose Angehrige
Der Vater in dem Mrchen hat eine Ahnung, wer die Schne auf dem Ball war. Doch selbst er will es nicht wirklich glauben. Nein", sagte der Mann, mir von meiner verstorbenen Frau ist noch ein kleines Aschenputtel da; das kann unmglich die Braut sein." Aber doch, gerade wir, in denen die nchsten Angehrigen, Freunde und Nachbarn nicht im Traum eine Frau vermuten wrden, sind es. Es ist eine bliche, aber grundfalsche Vermutung, dass man Transgendern irgendwie ansehen kann, dass sie sich in ihrem Geburtsgeschlecht nicht daheim fhlen. Doch bei uns kann man dem ueren nicht trauen. Krpergre, Figur, Gesichtszge, Muskulatur - all das lsst keinen Rckschluss darauf zu, wie die Person im Inneren fhlt. Wenn man auf einer Transgenderparty ist, dann scheint es geradezu, als ob sich die Natur aus Bosheit die ungeeignetsten Exemplare beider Geschlechter ausgesucht htte, um sie mit dem Bedrfnis nach der anderen Seite auszustatten. Riesige, breitschultrige Frauen stehen neben winzigen, schmchtigen Mnnern. Unsere Weiblichkeit oder Mnnlichkeit ergibt sich nun mal gerade nicht aus unseren krperlichen Gegebenheiten, sondern sie behauptet sich gerade im hufig scharfen Kontrast zu ihnen.
Aschenputtels Schuhe passen den Schwestern nicht. Den meisten Frauen wrden meine Schuhe auch nicht passen. Sie wren ihnen einfach zu gro. Unsere Kleidung verrt uns. Wir passen auf und verstecken uns, doch irgendjemand findet unsere Kleidung. Wenn wir Glck haben, dann fhrt das zur Erlsung und zu einem glcklicheren Leben fr Aschenputtel.
Selbst das gilt fr uns! Viele von uns sitzen ewig in der Asche und trumen davon, dass endlich das Wunder geschieht, das es ihnen ermglicht, einmal die Ballprinzessin zu sein. Die weite Verbreitung von Fantasien, in denen wir von wem auch immer gegen unseren Willen gezwungen werden, eine weibliche Rolle zu bernehmen und weibliche Kleidung zu tragen, zeigt, wie sehr wir darauf warten, dass andere uns unser Lebensglck geben, anstatt es uns selbst zu nehmen.
Einen wichtigen Aspekt habe ich mir fr den Schluss aufgehoben: Ja, Aschenputtel wurde durch ein Wunder erlst. Doch die Bedingungen, die dazu fhrten hat sie selbst geschaffen. Weil sie ihn pflanzte und pflegte, gab es den Haselnussbaum und darauf das wunderttige Vgelchen. Weil sie sich ber die Anordnungen der Stiefmutter hinwegsetzte, kam sie berhaupt auf den Ball. Sie ist nicht einfach in der Asche hocken geblieben und hat sich bedauert, sondern hat etwas getan, um ihr Schicksal zu ndern. Sie hat sich schne Kleider beschafft und ist auf den Ball gegangen.
Wenn man sich all diese Aspekte vor Augen fhrt, dann gibt es fr mich nur eine Schlussfolgerung: Ich bin Aschenputtel! Wir Transgender sind Aschenputtel! Schade nur, dass viele von uns noch daheim in der Asche hocken und auf das Wunder warten.